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 Bei der Preisverleihung in der Universitätsaula (von links): Kai Widmaier, Prof. Dr. Reinhard G. Kratz, Harald Samuel Bei der Preisverleihung in der Universitätsaula (von links): Kai Widmaier, Prof. Dr. Reinhard G. Kratz, Harald Samuel Universität Göttingen/Jan Vetter
  • Vortragsreihe in der Paulinerkirche zu gesellschaftlichen Entwicklungen seit der NS-Diktatur
  • Humboldt-Preisträger forscht ein Jahr lang an der Universität Göttingen
  • Neuigkeiten von Levi und Nofretete
  • 650 neue Arbeitsplätze für Studierende

650 neue Arbeitsplätze für Studierende

 

Universität Göttingen weiht Lern- und Studiengebäude am Zentralcampus ein

Die Universität Göttingen hat heute ihr neues Lern- und Studiengebäude (LSG) am Platz der Göttinger Sieben feierlich eingeweiht. Auf einer Fläche von etwa 4.000 Quadratmetern stehen Studierenden dort rund 650 Gruppen- und Einzelarbeitsplätze zur Verfügung. „Mit dem Lern- und Studiengebäude bieten wir unseren Studierenden eine erstklassige und moderne Umgebung, in der sie alleine oder in kleinen Gruppen lernen und diskutieren können“, so Universitätspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Beisiegel. Das LSG geht auf eine Initiative von Studierenden zurück und wird von der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB) betrieben. Die Baukosten in Höhe von rund elf Millionen Euro wurden überwiegend aus Studienbeiträgen bezahlt.

Das Gebäude verfügt über 245 Arbeitsräume unterschiedlicher Größe und Ausstattung, von 1er- und 2er- über 4er-, 6er- und 8er- bis hin zu 12er-Räumen. Die Einzel- und Zweierarbeitsplätze sind mit Internetzugang und zum Teil mit Whiteboards ausgestattet, die Gruppenarbeitsplätze auch mit Smartboards. Ein Vortragsraum, ein Raum mit Lernboxen, ein Eltern-Kind-Bereich, Pausen- und Ruheräume sowie offene Arbeitsplätze auf den verschiedenen Ebenen des Gebäudes ergänzen das Angebot.

Mit dem Wettbewerb „Gestalte deinen Platz!“ hatte die Universität Göttingen im Sommersemester 2013 ihre Studierenden aufgefordert, Bilder, Fotos und Collagen zur künstlerischen Gestaltung der Arbeitsräume einzureichen. Eine Jury aus Kunstverständigen und Studierenden wählte unter den mehr als 400 Einsendungen 195 Bilder aus, die künftig in den Lernräumen hängen werden. Das Siegerfoto „Dingli Cliffs“ der Bachelorstudentin Weiran Zhou wurde mit 600 Euro prämiert, weitere 19 Preisträgerinnen und Preisträger erhielten Druckguthaben.

Das Lern- und Studiengebäude wurde in Anlehnung an den bundesweiten Passivhaus-Standard gebaut. Eine klassische Gebäudeheizung gibt es nicht: Die Räume werden über die Lüftungsanlage beheizt, was zwar technisch aufwändig ist, aber separate Heizkörper und -leitungen erspart, die wiederum höhere Wartungskosten verursachen würden. Die Lüftungsanlagen der drei Gebäudeflügel können getrennt voneinander und etagenweise an- und abgeschaltet werden, wodurch sich bei geringerer Auslastung – beispielsweise in der vorlesungsfreien Zeit, sonntagmorgens oder am späten Abend – Energie sparen lässt.

Um optimale Lernbedingungen zu schaffen, wurde das Passivhaus-Konzept erweitert und ergänzt. Die Wärmedämmung des Gebäudes beträgt 270 Millimeter anstatt 180 Millimeter, und der Wärmedämmwert sowie der Schallschutz der Fenster und großflächig verglasten Fassade liegen etwa 20 Prozent über dem Wert von Standardfenstern.

Weitere Informationen sind im Internet unter www.lsg.uni-goettingen.de zu finden.

 

Neuigkeiten von Levi und Nofretete

 

Universitätsbund Göttingen verleiht Dissertationspreis an zwei Göttinger Promovenden

Für ihre mit „summa cum laude“ bewerteten Promotionen wurden Harald Samuel und Kai Widmaier mit dem Dissertationspreis des Universitätsbundes Göttingen ausgezeichnet. Der Alttestamentler Samuel zeichnet ein neues Bild der Geschichte des Priestertums im alten Israel; der Ägyptologe Widmaier entwirft einen Paradigmenwechsel von der Kunstgeschichte hin zu einer ägyptologischen Bildwissenschaft. Der mit jeweils 4.000 Euro dotierte Dissertationspreis des Universitätsbundes wird von der AKB-Stiftung gefördert. Der Vorsitzende des Auswahlgremiums, Prof. Dr. Reinhard G. Kratz, überreichte die Auszeichnung am 26. Oktober 2013 im Rahmen des Göttinger Alumni-Tages. Die Laudationes hielt der Göttinger Ägyptologe Prof. Dr. Friedrich Junge.

In seiner Arbeit „Von Priestern zum Patriarchen. Redaktions- und traditionsgeschichtliche Studien zu Levi und den Leviten in der Literatur des Zweiten Tempels“ weist Harald Samuel literarhistorisch nach, dass „Levi“ ursprünglich „Levit“ bedeutete und einen einfachen Priester bezeichnete. Erst nach langen Umwegen wird „Levi“ zum Namen eines Stammes mit dem gleichnamigen Stammvater, einer legendarischen Idealfigur, an der Spitze. „Damit begründet er ein neues Bild der Geschichte des Priestertums im alten Israel und widerlegt die bislang üblichen Annahmen zur prominenten Figur des Jakob-Sohnes Levi“, so Prof. Dr. Reinhard G. Kratz, der die Doktorarbeit betreut hat. Harald Samuel studierte Evangelische Theologie und Judaistik an den Universitäten Leipzig, Jerusalem und Göttingen. Während seiner Promotion, die er 2012 abschloss, war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Forschungsprojekt „Die Auslegung des Buches Genesis in den Texten vom Toten Meer“ der Universitäten Göttingen und Haifa. Derzeit arbeitet Samuel an der Göttinger Theologischen Fakultät an seiner Habilitationsschrift.

Sollen Ägyptologen die Büste der Nofretete kunsthistorisch einordnen? Kai Widmaier setzt sich in seiner Arbeit „Bilderwelten: Ägyptische Bilder und ägyptologische Kunst. Vorarbeiten für eine bildwissenschaftliche Ägyptologie“ kritisch mit der Wahrnehmungspraxis seines Faches auseinander, ägyptische Gegenstände wie Plastik, Malerei und Reliefs seien Kunst. Nach Überlegungen zu den Grundbegriffen Kunst und Stil entwirft er eine bildwissenschaftliche Alternative, die zwischen „ägyptologischer Kunst“ und „ägyptischen Bildern“ unterscheidet. Er fordert für sein Fach, bei der Arbeit am ägyptischen Bild auf den Kunstbegriff und den musealen Blick zu verzichten. „Die Dissertation von Dr. Widmaier ist eine der wichtigsten Arbeiten der vergangenen 20 Jahre und wird die Ägyptologie als Disziplin nachhaltig verändern“, so Erstgutachter Prof. Dr. Gerald Moers vom Institut für Ägyptologie der Universität Wien. Kai Widmaier studierte Ägyptologie an der Universität Göttingen und wurde hier 2012 promoviert. Er ist Mitherausgeber der Fachzeitschrift „Lingua Aegyptia“. Für seine Dissertation wurde er zudem beim Tag der GSGG am 24. Oktober 2013 mit dem Christian-Gottlob-Heyne-Preis ausgezeichnet.

 

Humboldt-Preisträger forscht ein Jahr lang an der Universität Göttingen

Geophysiker Prof. Stein untersucht Erdbeben im Inneren von Kontinenten – Vortrag am 6. November

Der US-amerikanische Geophysiker Prof. Dr. Seth Stein von der Northwestern University in Illinois (USA) hat einen Humboldt-Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung erhalten. Dieser ermöglicht ihm einen einjährigen Forschungsaufenthalt an der Fakultät für Geowissenschaften und Geographie der Universität Göttingen. Prof. Stein ist einer der weltweit renommiertesten Forscher auf den Gebieten der Seismologie und Geodynamik. „Jeder Geowissenschaftler kennt die wichtige Rolle, die die Universität Göttingen bei der Begründung der Seismologie und Geophysik gespielt hat“, so Prof. Stein.

Während seines Aufenthalts möchte Prof. Stein seine Forschung über Erdbeben im Inneren von Kontinenten fortsetzen und sie auf Ereignisse der geologischen Vergangenheit ausdehnen. Dabei kann er sich auf die Kenntnisse der Göttinger Kollegen über einen geologischen Umbruch stützen, der Europa vor rund 80 Millionen Jahren erfasste und unter anderem den Harz entstehen ließ. Prof. Stein wird seinen Aufenthalt auch zu Besuchen und Vorträgen bei weiteren Kollegen und Institutionen in Deutschland und Europa nutzen. Ebenfalls für ein Jahr in Göttingen sein wird seine Frau Prof. Dr. Carol Stein von der University of Illinois at Chicago (USA). Die Geophysikerin wird am Geowissenschaftlichen Zentrum der Universität Göttingen ihre Forschungen zur Tektonik in Kontinenten vorantreiben. Sie ist weltweit bekannt für ihre grundlegenden Arbeiten zur Tiefenlage der Ozeanböden, ebenso wie zur Zirkulation heißen Wassers durch die ozeanischen Platten und Rücken. Darüber hinaus forscht und lehrt sie über Strukturgeologie und die regionale Geologie Nordamerikas.

Seth Stein, Jahrgang 1953, wurde 1978 am California Institute of Technology (USA) promoviert und ist seit 1979 Professor an der Northwestern University. Er erhielt zahlreiche internationale Auszeichnungen, darunter die James B. Macelwane-Medaille der American Geophysical Union, die George Woollard-Medaille der Geological Society of America und die Stephan Mueller-Medaille der European Geosciences Union. Er ist auswärtiges Mitglied der Academia Europaea und arbeitet in vielen internationalen Kommissionen zu Seismologie, Geodynamik und Wissenschaftspolitik mit. Seine jüngsten Arbeiten über geologische Gefahren und Maßnahmen zur Abwendung oder Abschwächung ihrer Folgen sind auch Thema eines öffentlichen Vortrags, den er am Mittwoch, 6. November 2013, um 16 Uhr im Hörsaal MN15 des Geowissenschaftlichen Zentrums, Goldschmidtstraße 3, halten wird.

Vortragsreihe in der Paulinerkirche zu gesellschaftlichen Entwicklungen seit der NS-Diktatur

„Unser Land hat sich so gewandelt“, schrieb Grete Paquin 1934 an den kurz zuvor emigrierten Physiker James Franck. Der Physiker und seine Sekretärin Paquin gaben aus Protest gegen den im April 1933 eingeführten „Arierparagraphen“ ihre Stellen an der Universität Göttingen auf. 80 Jahre nach diesen Ereignissen und 65 Jahre nach der Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte setzt sich die öffentliche Vortragsreihe „Unser Land hat sich so gewandelt: Erinnerung – Gesellschaft – Wissenschaft nach der nationalsozialistischen Diktatur“ mit der Frage auseinander, inwiefern der nach 1945 angestrebte Wandel verwirklicht wurde. Die Reihe der Universität Göttingen findet im laufenden Wintersemester an insgesamt neun Terminen, jeweils donnerstags ab 18.15 Uhr in der Paulinerkirche, Papendiek 14, statt.

Die Reihe wird organisiert von Prof. Dr. Morag Josephine Grant vom Musikwissenschaftlichen Seminar, Dr. Doris Hayn, Gleichstellungsbeauftragte der Universität, Prof. Dr. Silke Schicktanz vom Institut für Ethik und Geschichte der Medizin, sowie Dr. Ulrich Vetter vom II. Physikalischen Institut der Universität Göttingen mit Unterstützung des Universitätsbundes Göttingen e.V. „Die interdisziplinär konzipierte Vortragsreihe fragt nach dem heutigen Umgang mit den Verbrechen des Nationalsozialismus und der Art und Weise, wie sie erinnert werden. Zudem stellt sie die Frage nach der Rolle der Wissenschaft bei der Verbreitung oder der Widerlegung von Rassismus und anderen diskriminierenden Diskursen und Praktiken“, so die Veranstalter.

Die Reihe startet am 31. Oktober mit einem Vortrag von Barbara Danckwortt zur Diskriminierung gegen Roma und Sinti und deren Verfolgung. Prof. Grant spricht am 12. Dezember über „Musikwissenschaft im Schatten des Nationalsozialismus“. Mit „Genetischen Reproduktionsvisionen nach 1945“ befasst sich am 23. Januar 2014 Prof. Dr. Christina Brandt von der Universität Bochum. Den Abschluss der Reihe bildet am 6. Februar 2014 der Vortrag von Prof. Dr. Aleida Assman von der Universität Konstanz. Sie spricht über das „Erinnern in der Migrationsgesellschaft“.

Das gesamte Programm ist unter www.uni-goettingen.de/de/449026.html zu finden.

Quelle: Universität Göttingen

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